Mann-Frau-Beziehung | November 2019
Frage –
Wir haben an diesem Wochenende viel zum Thema „Beziehung“ gehört. Nathalie, kannst du uns sagen, was die wichtigsten Merkmale einer gesunden Beziehung zwischen Mann und Frau sind?
Wir haben an diesem Wochenende viel zum Thema „Beziehung“ gehört. Nathalie, kannst du uns sagen, was die wichtigsten Merkmale einer gesunden Beziehung zwischen Mann und Frau sind?
Nathalie –
Die wesentliche Zutat ist die Ehrlichkeit. Es ist eine sehr schöne Praxis, es zu wagen, einem Menschen gegenüber, mit dem du in Beziehung bist, völlig ehrlich zu sein, niemals ein Spiel zu spielen, niemals etwas vorzutäuschen und sehr bewusst zu sein, was geschieht, besonders hinsichtlich Öffnung und Schutz. Eigentlich sollte eine Beziehung eine Bewegung der Öffnung sein. Das ist für mich eine Beziehung. Es ist die Art, in der ich mich einem anderen Menschen öffnen kann. Und das ist ohne ein Ende. Darüber bin ich mir im Klaren, diese Öffnung hört nie auf, es kann immer noch intimer werden, immer tiefer. Wir können uns zeigen, mehr und mehr. Das geht einher mit der Ehrlichkeit, das heißt, je mehr ich mich öffne, desto ehrlicher bin ich. Wenn du jemanden dir gegenüber hast, der sich auf die gleiche Art und Weise positioniert, da gibt es dann eine Beziehung. Eine Beziehung von einem Sein zu einem Sein, und nicht von einem Ego zu einem Ego. Das Ego, das will gewinnen, es ist immer in einem Verhältnis der Opposition. Es will Recht haben. Die Beziehung, von der ich spreche, ist nicht dual, denn sie lebt sich nicht in Opposition. Es gibt niemals einen der Recht hat und einen, der Unrecht hat. Ich öffne mich dem anderen, um meine und seine Reaktionen zu sehen, wie das zwischen uns interagiert, aber niemals mit der Idee: es gibt einen, der falsch liegt und einen der richtig liegt. Die drei grundlegenden Punkte sind: Präsenz, Ehrlichkeit, Öffnung. Aber aufgepasst; diese drei Wörter nicht als Ideal verstehen, das es zu erreichen gilt, sondern vielmehr im Augenblick zu schauen, was ich im Moment machen kann in dieser Richtung der Öffnung. Wenn ich sehe, dass ich mich schütze – Akzeptanz – ich beobachte, was passiert. Ich beobachte das Verschließen, ohne dabei eine Ideologie eingreifen zu lassen und mir zu sagen, wie ich mich verhalten sollte.
Das Schöne in einer ehrlichen und reifen Beziehung ist, dass wir dem anderen ganz einfach sagen können: „Jetzt fühle ich, wie ich dabei bin, mich zu verteidigen, mich zu verschließen, weil da ein sehr sensibler Teil berührt wird.“ Ohne sich dabei selbst zu verurteilen, ohne sich rechtzufertigen, und ohne dass der andere uns angreift oder uns verurteilt. Wir sind uns beide bewusst, was abläuft, wir erkennen es an und empfangen es. Wir können einen vierten Punkt dazu nehmen: Bewusstsein. Wir werden uns bewusst, ohne anzuschuldigen. In einer Beziehung - und das finde ich wesentlich – sollten wir aufhören, in einem Modus zu sein, in dem wir den anderen beschuldigen, dass er so ist wie er ist. Es ist wichtig, dahin zu kommen, dass wir den anderen in seiner Ganzheit sehen, in seiner Begrenztheit, in seiner Zerbrechlichkeit, ohne ihn zu attackieren. Meist ist es schwierig, ihn nicht anders haben zu wollen, als wir es möchten, ohne von ihm provoziert oder gestört zu werden. Die Grenzen des anderen neigen dazu, uns zu provozieren, weil sie unsere eigenen Grenzen reflektieren. Der andere ist ein Vergrößerungsspiegel.
Und der natürlich wichtigste Punkt ist die Liebe. Aber was ist das letztendlich, die Liebe? Das ist dieser Zustand der Öffnung, des Empfangens des anderen, so wie er ist – voll und ganz. Wenn wir nur einen Teil lieben, ist das keine Liebe, sondern ein Handel. Es geht also darum, auch die schwierigen und provokanten Aspekte zu lieben und zu sehen, dass wir auch diese Aspekte gewählt haben, denn sie lassen uns an unseren eigenen Grenzen arbeiten. Am Anfang sind wir uns dessen nicht bewusst, aber später stellen wir fest: „Ah ja, ich verstehe, warum es dieser Partner ist, weil genau er mir erlaubt, die
Auszug aus dem Seminar in Wien (Österreich) | November 2019
Die wesentliche Zutat ist die Ehrlichkeit. Es ist eine sehr schöne Praxis, es zu wagen, einem Menschen gegenüber, mit dem du in Beziehung bist, völlig ehrlich zu sein, niemals ein Spiel zu spielen, niemals etwas vorzutäuschen und sehr bewusst zu sein, was geschieht, besonders hinsichtlich Öffnung und Schutz. Eigentlich sollte eine Beziehung eine Bewegung der Öffnung sein. Das ist für mich eine Beziehung. Es ist die Art, in der ich mich einem anderen Menschen öffnen kann. Und das ist ohne ein Ende. Darüber bin ich mir im Klaren, diese Öffnung hört nie auf, es kann immer noch intimer werden, immer tiefer. Wir können uns zeigen, mehr und mehr. Das geht einher mit der Ehrlichkeit, das heißt, je mehr ich mich öffne, desto ehrlicher bin ich. Wenn du jemanden dir gegenüber hast, der sich auf die gleiche Art und Weise positioniert, da gibt es dann eine Beziehung. Eine Beziehung von einem Sein zu einem Sein, und nicht von einem Ego zu einem Ego. Das Ego, das will gewinnen, es ist immer in einem Verhältnis der Opposition. Es will Recht haben. Die Beziehung, von der ich spreche, ist nicht dual, denn sie lebt sich nicht in Opposition. Es gibt niemals einen der Recht hat und einen, der Unrecht hat. Ich öffne mich dem anderen, um meine und seine Reaktionen zu sehen, wie das zwischen uns interagiert, aber niemals mit der Idee: es gibt einen, der falsch liegt und einen der richtig liegt. Die drei grundlegenden Punkte sind: Präsenz, Ehrlichkeit, Öffnung. Aber aufgepasst; diese drei Wörter nicht als Ideal verstehen, das es zu erreichen gilt, sondern vielmehr im Augenblick zu schauen, was ich im Moment machen kann in dieser Richtung der Öffnung. Wenn ich sehe, dass ich mich schütze – Akzeptanz – ich beobachte, was passiert. Ich beobachte das Verschließen, ohne dabei eine Ideologie eingreifen zu lassen und mir zu sagen, wie ich mich verhalten sollte.
Das Schöne in einer ehrlichen und reifen Beziehung ist, dass wir dem anderen ganz einfach sagen können: „Jetzt fühle ich, wie ich dabei bin, mich zu verteidigen, mich zu verschließen, weil da ein sehr sensibler Teil berührt wird.“ Ohne sich dabei selbst zu verurteilen, ohne sich rechtzufertigen, und ohne dass der andere uns angreift oder uns verurteilt. Wir sind uns beide bewusst, was abläuft, wir erkennen es an und empfangen es. Wir können einen vierten Punkt dazu nehmen: Bewusstsein. Wir werden uns bewusst, ohne anzuschuldigen. In einer Beziehung - und das finde ich wesentlich – sollten wir aufhören, in einem Modus zu sein, in dem wir den anderen beschuldigen, dass er so ist wie er ist. Es ist wichtig, dahin zu kommen, dass wir den anderen in seiner Ganzheit sehen, in seiner Begrenztheit, in seiner Zerbrechlichkeit, ohne ihn zu attackieren. Meist ist es schwierig, ihn nicht anders haben zu wollen, als wir es möchten, ohne von ihm provoziert oder gestört zu werden. Die Grenzen des anderen neigen dazu, uns zu provozieren, weil sie unsere eigenen Grenzen reflektieren. Der andere ist ein Vergrößerungsspiegel.
Und der natürlich wichtigste Punkt ist die Liebe. Aber was ist das letztendlich, die Liebe? Das ist dieser Zustand der Öffnung, des Empfangens des anderen, so wie er ist – voll und ganz. Wenn wir nur einen Teil lieben, ist das keine Liebe, sondern ein Handel. Es geht also darum, auch die schwierigen und provokanten Aspekte zu lieben und zu sehen, dass wir auch diese Aspekte gewählt haben, denn sie lassen uns an unseren eigenen Grenzen arbeiten. Am Anfang sind wir uns dessen nicht bewusst, aber später stellen wir fest: „Ah ja, ich verstehe, warum es dieser Partner ist, weil genau er mir erlaubt, die
Auszug aus dem Seminar in Wien (Österreich) | November 2019